Die Auswahl

Wenn Sie sich dieses Jahr die klirrende Kälte (und den unfassbaren Preis von Kinokarten) antun wollen, gibt es für Sie und Ihre Familie – wenn Ihre Kinder bereits im Teenageralter sind – kaum etwas Besseres als Die Überbleibsel. Dieser Film von Oscar-Preisträger und Regisseur Alexander Payne (der bereits in Election und Die Nachkommen gezeigt hat, dass er ein Meister der Themen Pubertät und Dysfunktion ist), erzählt die Geschichte von Angus Tully, einem unglücklichen Schüler, der von seinen Eltern im Stich gelassen wird und die Weihnachtsferien in seinem abgelegenen Internat in Neuengland unter der Obhut eines enorm kauzigen Lehrers (der von Paul Giamatti gespielt wird) verbringen muss. Vor dem Hintergrund des Vietnamkriegs – und mit jeder Menge Kordsamthosen – ist dieser Film eine Entwicklungsdramödie, die sich vor allem durch die schauspielerische Leistung und die Darstellung kunstvoll verzerrter Vorstellungen von Familie, Freundschaft und dem, was die Festtage manchmal sein können, auszeichnet.

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Wenn traditionelle Weihnachtskost Ihren Appetit nicht anregt, dann sind Sie in guter Gesellschaft. Lachen Sie (vielleicht zum wiederholten Mal) mit Bill Murray im besten Alter, der als egoistischer Fernsehdirektor in Die Geister, die ich rief von drei Geistern heimgesucht wird, unternehmen Sie eine Reise mit interkontinentalen Liebespaaren in Liebe braucht keine Ferien, einer romantischen Komödie mit liebenswertem Charme (mit Cameron Diaz, Jack Black, Kate Winslet und Jude Law in den Hauptrollen) oder schauen Sie sich im Kreis Ihrer Familie Greta Gerwigs Verfilmung von Louisa May Alcotts Klassiker Little Women an, mit Timothée Chalamet, Saoirse Ronan und Emma Watson in den Hauptrollen.

Der Schauspieler mit dem treffenden Namen Adam Driver spielt Enzo Ferrari in Michael Manns Ferrari, und das mit starkem, charismatischem italienischem Akzent und großem Ernst. Der Film erzählt von der Leidenschaft des Gründers, die Mille Miglia zu gewinnen – ein tückisches, 1.000 Meilen (ca. 1,610 km) langes Rennen quer durch Italien – um sein Unternehmen vor dem Bankrott zu retten. Unterdessen erzählt Keanu Reeves auf der anderen Seite des Atlantiks Brawn: The Impossible Formula 1 Story, eine Miniserie über den Erfolg von Ross Brawn, dessen schwach besetztes und schlecht finanziertes unabhängiges Team mit Innovation, Biss und Herz die Weltmeisterschaft 2009 gewann.

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Un altro? Sehen Sie sich den HBO-Dokumentarfilm Agnelli an, die Biografie von Italiens König der Autos, des Stils und der Kultur. Oder genießen Sie eine weitere Portion Ferrari, wenn die amerikanischen Außenseiter in Ford v Ferrari gegen ihre italienischen Kontrahenten antreten. Falls Sie es lieber klassisch mögen, hätten wir Gene Hackman in Brennpunkt Brooklyn und Steve McQueen in Le Mans oder Bullitt – die Vorbilder für unzählige Motorsport-Thriller (ebenfalls schnell, aber eher „cool“ als „furious“).

Morgan Freeman könnte uns das Telefonbuch vorlesen, und wir wären begeistert. In Life on Our Planet (von Regisseur Steven Spielberg) erzählt der Schauspieler mit samtiger Stimme von einer atemberaubenden Reise über Hunderte von Millionen von Jahren, vom Überlebenskampf auf der Erde – von den ersten Urzeit-Dinosauriern bis zu den Geparden im Flachland des heutigen Tansania. Wenn Sie Ablenkung und Entspannung suchen und sich vom Feiertagstrubel erholen wollen, ist dies eine erstklassige Möglichkeit, der Wirklichkeit zu entfliehen.

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Auch ideal für einen Kurzurlaub: Tim Burtons Batmans Rückkehr. In diesem unerwarteten Weihnachtsfilm gibt es eine quäkende Michelle Pfeiffer, Christopher Walken als Bösewicht und raketengetriebene Pinguine. Midnight in Paris ist eine Flucht innerhalb einer Flucht, bei der Owen Wilsons Figur ihren Traum, Amerikaner zu sein, im Paris der 1920er-Jahre ausleben kann. Die „Schlägerei im Dschungel“, Muhammad Alis und George Foremans Kampf der Titanen in Zaire, bietet tausendmal so viel Spannung, Farbe und Dramatik wie ein MMA-Wettkampf, und all das wird in dem Oscar-prämierten Dokumentarfilm When We Were Kings – Einst waren wir Könige wunderbar eingefangen. Unterdessen geraten die Kirche, der König, der Papst und eine Reihe unglücklicher Geliebter Heinrichs VIII. im BBC-Kostümdrama Wölfe in den Bannkreis von Cromwell, der von Mark Rylance gespielt wird.

Stellen Sie sich die Intrigen, Machtkämpfe und unbeugsamen Egos der Fernsehserie Succession vor – jedoch mit einer ganzen Nation auf dem Spiel. Das ist das Maß an Spannung (ganz zu schweigen von Witz, schauspielerischer Leistung und Drehbuch), das man von HBOs Miniserie The Regime erwarten darf. Der Kopf hinter dieser neuen Serie ist Will Tracy, zu dessen Erfolgen unter anderem The Menu und Succession gehören, und die Hauptrolle wird von Kate Winslet gespielt – die Herrscherin eines europäischen Landes ist, das kurz vor dem Zusammenbruch steht.

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Wenn Ihnen der Sinn nach noch mehr ausdrucksstarker Politik steht, wäre das Psychodrama Borgen – Gefährliche Seilschaften vielleicht etwas für Sie – ein Film, in dem es um die erste Ministerpräsidentin Dänemarks geht. Die grausame und zynische Serie Veep – Die Vizepräsidentin wäre sicherlich nichts für die Feiertage, wenn da nicht ihre niveauvolle Poesie wäre. Reisen Sie mit Robert Redford und Dustin Hoffman in Die Unbestechlichen zurück zum ursprünglichen „-gate“ oder sehen Sie sich Der Krieg des Charlie Wilson an, in dem Tom Hanks sein erstklassiges Können und seinen unerschütterlich miesen Charme nach Washington bringt. Das Einzige, was noch schlimmer ist als die politische Korruption in American Hustle sind die Frisuren, und vielleicht ein paar von Jennifer Lawrences Kleidern und die ebenso aufsehenerregenden Anzüge von Bradley Cooper, Christian Bale und Jeremy Renner, die das Ensemble vervollständigen. Bernardo Bertolucci und sein Kollege, der Kameramann Vittorio Storaro, stellen in ihrem erstklassigen Film Der große Irrtum die Hochzeit des italienischen Faschismus dar, und in Richard Attenboroughs Oscar-prämiertem Gandhi mit Sir Ben Kingsley und Candice Bergen in den Hauptrollen nimmt die politische Filmbiografie epische Formen an.

Wir sind uns nicht ganz sicher, warum uns an den Festtagen der Sinn nach Filmen über den Zweiten Weltkrieg steht. Vielleicht ist es dieser einfache binäre Konflikt: zwei Seiten, gut und böse, richtig und falsch. Vielleicht liegt es aber auch daran, dass wir während der Festtage im Kreise unserer Lieben eine enorm große Distanz zu solch schrecklichen Ereignissen verspüren und umso dankbarer für unsere Familie und die Annehmlichkeiten des Lebens sind. Was auch immer die Gründe sein mögen, die neue Dokumentarserie World War II: From the Frontlines, die von John Boyega erzählt wird, ist ein Traum für Väter und stellt diesen legendären Konflikt mit verbessertem Archivmaterial und neuem Fokus dar.

American Fiction ist eine der am meisten erwarteten Satiren dieser Saison – der Tár des Jahres 2023. Scharf, ätzend und voller Humor spielt Jeffrey Wright Monk, einen erfolglosen Romanautor, der von seinen schwarzen Schriftstellerkollegen und dem Establishment enttäuscht ist, das von verletzenden Stereotypen profitiert – ein Dilemma, das bis zu den Debatten von Langston Hughes und James Baldwin zurückreicht. Nachdem er aus Protest einen Witzroman geschrieben hat, muss Monk mit dem unerwarteten Erfolg seiner Geschichte leben, die einen faszinierenden, lustigen und erschreckenden Blick auf das verwobene Netz des heutigen Lebens unter Kulturkennern wirft.

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Das britische Historien-Liebesdrama hatte vielleicht noch nie einen schöneren Auftritt als in der Oscar-prämierten Interpretation von E.M. Forsters Wiedersehen in Howards End. In Der letzte König von Schottland – In den Fängen der Macht zittert und erstarrt der Arzt James McAvoy während der mörderischen Herrschaft von Idi Amin. In der Version von Pygmalion aus dem Jahr 1938 sind Leslie Howard und Wendy Hiller zum Schreien komisch – oder „’ilarious“, wie Eliza Doolittle sagen würde. In dem böse-komischen Film Die WonderBoys mit Michael Douglas, Frances McDormand und Robert Downey Jr. sind Akademiker, Schriftsteller, College-Schwärmereien und gemütliche Universitätsstädte der Feder von Michael Chabon, und später der Kamera von Curtis Hanson, ausgeliefert. Everything Is Copy ist ein berührender und lustiger Dokumentarfilm über das Leben von Nora Ephron, der von ihrem Sohn gedreht wurde. In der bemerkenswerten Adaption von John Irvings Garp und wie er die Welt sah aus dem Jahr 1982 tragen Robin Williams und Glenn Close dazu bei, die Grenzen und die Gefahren des Geschichtenerzählens auszuloten. Und gibt es eine bessere Möglichkeit als Belle de Jour – Schöne des Tages mit Catherine Deneuve, um den Abend ausklingen zu lassen, wenn die Kinder im Bett sind?

In der Comedy-Welt gibt es immer weniger echte Superstars, weshalb wir für Kevin Hart & Chris Rock: Headliners Only dankbar sind. Dieser Dokumentarfilm begleitet die beiden Meister des Mikrofons – die eine unzerbrechliche Freundschaft verbindet – über eine Woche lang bei ihren Vorbereitungen auf eine große Show im Madison Square Garden in New York und blickt auf Probleme und Erfolge zurück, von ihren beruflichen Anfängen bis heute. Dieser Dokumentarfilm ist viel mehr als eine bloße Biografie. Er erforscht das Wesen dieser Kunstform und zieht sich dann zurück, sodass wir es selbst verstehen – wie ein Witz aufgebaut ist und welche Rolle die Comedy an sich spielt. Aber keine Angst, er ist auch lustig.

Sie haben Lust auf etwas Realistischeres? Lehnen Sie sich zurück und lachen Sie Tränen mit dem unglaublich unterhaltsamen Albert Brooks: Defending My Life – einer Reflexion von Rob Reiner über die Karriere des Komikers und Regisseurs, mit Kommentaren von David Letterman, Steven Spielberg, Jon Stewart, Larry David und anderen. Oder erleben Sie die Geburt des Neuen Journalismus mit herrlich großen Revers und weißen Anzügen mit Radical Wolfe, einem Blick auf die Karriere von Tom Wolfe, dem „Master of the Universe“ des modernen Epos, mit Lesungen von Jon Hamm. Zu guter Letzt bringt die Serie Archie die wahre Geschichte von Archibald Leach – besser bekannt als Cary Grant – auf den heimischen Bildschirm.

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Chic war nie radikaler als zu der Zeit, als Studio 54 die Diskolandschaft beherrschte – und dessen Aufstieg und Fall wird in Matt Tyrnauers gleichnamigem Dokumentarfilm mit packenden Details erzählt. Ein düsterer Aufstieg und Fall in New York – der des Drogenbosses Frank Lucas – wird in Ridley Scotts American Gangster mit unglaublichem Elan (mit Russell Crowe und Denzel Washington!) zum Leben erweckt. Der Aufstieg und Fall einer anderen Partyszene und ihres großen Mäzens im 18. Jahrhundert wird in Sofia CoppolasMarie Antoinette sensibel und sinnlich behandelt. Schnallen Sie sich an für Warren Beattys epische Geschichte über den Journalisten John Reed und Louise Bryants linke politische Bestrebungen und Ernüchterung, mit mehr als nur ein bisschen Romantik in Reds – Ein Mann kämpft für Gerechtigkeit. Mozart, der allererste Rockstar, trinkt und spielt sich in Miloš Formans opulentem Amadeus souverän durch Wien, sehr zum Leidwesen eines neidischen Rivalen. Die Finanzkrise im Jahr 2008 wird in The Big Short erklärt und dramatisiert. Und Johnny Cash bekommt in Walk the Line eine selten gut gemachte Filmbiografie.